Einbau einer Lüftungsanlage in unserer Schule und Kita in Mittelstetten

Wir freuen uns, zum Jahreswechsel die Lüftungsanlage in unserer Schule und unserer Kita in Betrieb genommen zu haben!

KältemaschineDamit haben wir für unsere Kinder, Lehrer*innen und Kinderbetreuer*innen das nötige getan, um in einem gesunden Umfeld spielen, lernen und lehren zu können.

Dabei hat sich die Gemeinde der Herausforderung gestellt, unter den schwierigen Bedingungen der Corona-Pandemie und dem Ukraine-Krieg in ein Bestandsobjekt eine Hightech-Anlage einzubauen, begleitet von Personalengpässen, Lieferengpässen und unbeherrschbaren Kostenentwicklungen.

Daher darf hier zunächst allen gedankt werden, die dies ermöglicht haben und zum Erfolg der Maßnahme beigetragen haben.

Ganz vorne weg unserem Bürgermeister Franz Ostermeier, der dadurch plötzlich Bauherr wurde, den Gemeindemitarbeitern Josef Graf und Klaus Pschebezin, die wie immer jederzeit engagiert zur Verfügung standen und bereitwillig mitgeholfen haben, dem Gemeinderat, der der Investition von brutto deutlich über ½ Mio Euro grünes Licht gegeben hat, dem Bauamt der Verwaltungsgemeinschaft Mammendorf, vor allem Herrn Josef Keller, den Planern und den Bauhandwerkern, die unter schwierigen Rahmenbedingungen auf so manches unerwartete Problem stießen und sich durchgebissen haben und nicht zuletzt bei den Lehrkräften und Reinigungskräften, für die Baustelle sicherlich eine zusätzliche Belastung in einer ohnehin schwierigen Zeit darstellte.

Auf Basis technischer Abwägungen hat sich der GR entschieden, langfristig nicht die Umluftfilter (Sepa-Filter) zu verwenden, wie dies in vielen anderen Schulen erfolgt, sondern eine nachhaltigere und wirksamere Lösung umzusetzen.
Dabei ging es zwar vorrangig, aber nicht nur um das Verringern des Ansteckungsrisikos durch den Corona-Virus, sondern natürlich auch darum, durch einen stetigen Luftaustausch die Luftqualität generell zu verbessern und damit konzentriertes Lehren und Lernen in einem gesunden Umfeld zu ermöglichen. Mit der Installation einer Lüftungsanlage wird die Fensterlüftung überflüssig. Was im Frühjahr und Sommer durchaus angenehm ist, ist in der kalten Jahreszeit aber ein Problem darstellt. Das regelmäßige Stoßlüften bedeutet, den Unterricht alle 20 Minuten zu unterbrechen und führt zu einem hohen Energieverbrauch, da die Wärme ungenutzt durch das Fenster entweicht. Natürlich kann man die Fenster bei moderaten Außentemperaturen nach wie vor öffnen, aber während dem Unterricht können sie nun geschlossen bleiben. Staub, Lärm, Hitze und Kälte bleiben nun draußen.

Die Lüftungsanlage verfügt über eine hocheffiziente Wärmerückgewinnung, die über einen Kreuzstrom-Wärmetauscher etwa 85% der Wärme aus der Abluft wieder nutzt und damit die angesaugte Außenluft vorwärmt.

Zusätzlich erfolgt nun die notwendige Nachheizung der Zuluft nicht mehr über die vorhandenen Gaskessel, sondern eine integrierte Wärmepumpe, die die in der Fortluft enthaltene Wärme (Abwärme) nutzt, um die Zuluft auf die gewünschte Einblastemperatur zu bringen. Damit wird im Gebäude der Gasverbrauch drastisch gesenkt. Durch den Ukraine-Krieg, der am 24. Februar 2022 erheblichen Einfluss auf unsere Gas- und Energieversorgung nahm, wurde im Nachhinein erkennbar, welch große Tragweite diese Entscheidung bekommen sollte und bekam.

Als kleines „giveaway“ kann diese Anlage die Zuluft im Hochsommer auch kühlen. Wenn es draußen über 27°C hat, würde die Zulufttemperatur konzentriertes Arbeiten fast unmöglich machen. Daher kann die Wärmepumpe auch als Kältemaschine die Zuluft auf angenehme 24°C kühlen.

Schemenbild


Aber natürlich lief auch bei dieser Baustelle nicht alles so rund, wie man sich das wünschen würde.
Die Lüftungsanlage war im Dachstuhl des Hauptgebäudes aufzustellen. Hierzu musste zunächst der Brandschutz geprüft werden und die Statik. Von dort mussten Luftleitungen in alle Klassen- und Gruppenräume durch Decken und Wände geführt werden, wiederum mit den notwendigen Vorrichtungen zum sicheren Brandschutz und zur Verhinderung von Rauchübertragung und mit dem notwendigen Schallschutz.

Durch Brandschutzklappen und Rauchschutzklappen wird also sicher verindert, dass bei einem Brandereignis der Nachbarraum in Mitleidenschaft gezogen wird. Bei Ansprechen eines Rauchmelders schließen die Klappen und die Lüftung schaltet ab.

 

Bild: Schematischer Aufbau der Lüftungsanlage
Schemenbild2
MKS4bLeider hat sich aber herausgestellt, dass die Höhe des Dachstuhles nicht den Bestandsplänen entsprach, plötzlich fehlten 30 entscheidende Zentimeter. Aber in Zusammenarbeit der ausführenden Firma, dem Statiker und dem Fachplaner wurden in kürzester Zeit die Pläne angepasst und die Zimmerei hat kurzerhand den Dachstuhl und den Boden im Dach angepasst. Im Dachstuhl wurde eine große Einbringöffnung geschaffen.

Das Lüftungsgerät mit etwa 10 m Länge, 2,6 m Breite und 1,35 m Höhe und einem Gewicht von 2,5 to konnte auch nicht einfach auf die Decke gestellt werden, sondern musste über eine Stahlkonstruktion auf die beidseitig tragenden Außenwände abgelastet werden. Hierfür wurde eine Stahlkonstruktion mit 3,6 to Gewicht nötig, die über das Dach eingebracht werden musste.

Immerhin bringt dieses Gerät eine Luftleistung von etwa 7000 m³/h. Ansaug und Ausblas befinden sich am Dach.

MKSBild5quer MKS6quer MKS8quer

 

Um dabei nicht zusätzlich Höhe zu verlieren, musste die Deckendämmung im Dach abgetragen und ausgespart und nachher wieder eingebaut werden.

Die Luftverteilung findet vorwiegend in den Dachkonstruktionen der Gebäudeteile statt. Dabei hatten die Monteure nicht nur mit sehr beengten Platzverhältnissen zu kämpfen, sondern auch mit der ständigen Gefahr, irgendwo durch die Holz-/Gipskarton-Decken zu brechen. Somit musste zunächst für die entsprechende Baustellensicherheit gesorgt werden. Auch hier half wieder unser örtlicher Zimmereibetrieb und sicherte die Bewegungs- Installationsbereiche.

Auch die Beschaffenheit der Decken barg eine unliebsame Überraschung. In der Planung gingen alle Beteiligten von Stahlbetondecken aus. Tatsächlich stieß man bei Erstellung der Kernbohrungen aber auf sogenannte Hohlkörperdecken, also Leichtbetonfertigteile, deren Statik entweder erhalten bleiben musste oder die entsprechend durch Stahlträger abgefangen werden mussten.
Hinter Verkleidungen und Abhangdecken fanden sich zudem so manche Überraschungen, Kabel, Leitungen, Deckenversprünge, Hohlräume, Unterzüge.

 

MKS9 MKS10 MKS11 MKS12

 

So wurde die Erstellung der notwendigen Deckendurchführungen unerwartet zu einer der anspruchsvollsten und teuersten Angelegenheiten. Der Bau wurde dadurch erheblich ausgebremst, aber auch hier fanden sich im Team Lösungen.

MKS13 mks14

 

Auch an dieser Stelle hat unser Bürgermeister Franz Ostermeier Nervenstärke bewiesen und zusammen mit Herrn Keller von der VG das Team zusammengehalten und schnelle pragmatische Problemlösungen möglich gemacht und getragen.

Die Lüftungsanlage versorgt nun jeden Schüler, jedes Kind und jeden Lehrer mit etwa 35 m³/h gefilterter und sauberer temperierter Frischluft, die im Sommer gekühlt wird und im Winter beheizt. Die Fenster können an kalten Tagen und heißen Tagen dementsprechend geschlossen bleiben, der Unterricht kann ungestört durchgeführt werden.

Durch den Luftaustausch werden Viren und Keime schnell abtransportiert, damit sinkt das Risiko einer Infektion, nicht nur einer Corona-Infektion.

MKS15 mks16 mks17 mks18
Mks20quer mks21 mks19quer


Das Gebäude hat eben eine lange Geschichte und musste über die Jahre mit dem Ort und seiner Entwicklung mitwachsen. Die Anforderungen, die an Gebäude mittlerweile zu stellen sind, mussten also nun in eine Gebäudestruktur implimentiert werden, die hierauf nicht ausgerichtet ist.

Im Zeichen der Corona-Pandemie mussten wir uns aber die Frage stellen, ob es adäquat ist, dass wir in klimatisierten Büros arbeiten, während unser kostbarstes Gut, unsere Kinder, in Klassen- und Gruppenräumen einem vergleichsweise hohem Infektionsrisiko beinahe schutzlos ausgesetzt sind. Corona hat uns andere, neue Bewertungskriterien aufgezwungen, denen unsere Gesellschaft nun Rechnung tragen muss und denen unsere Gemeinde ohne zögern Rechnung getragen hat.

Daher ist diese Maßnahme in der kleinen Schule in Mittelstetten hoffentlich auch ein Signal in den Landkreis und darüber hinaus.

 

Wir danken daher allen Beteiligten und insbesondere:

  • Unserem Bürgermeister Franz Ostermeier, der plötzlich auch Bauherr und Projektleiter wurde.
  • Herrn Keller von der VG Mammendorf
  • Den Gemeindemitarbeitern Herrn Pschebezin und Herrn Graf
  • Der Fa. Schuster, Friedberg, besonders Herrn Doll aber auch den Monteuren
  • Der Fa. Schaffer für die Erstellung der Kernbohrungen
  • Der Fa. Bader, Vogach, insbesondere Herrn Robeller, für seine sehr engagierte Hilfe und die aussergewöhnlich professionelle, verlässliche und schnelle Arbeit
  • Der Fa. Däß für die Elektroarbeiten
  • Der Fa. Göres für die Trockenbauarbeiten
  • Der Fa. Kaindl für die Stahlbauarbeiten an den Decken
  • Der Fa. Unsin für die Arbeiten an der Heizungsverrohrung im Dach und die Sanitärarbeiten
  • Der Fa. Bachmeir für die SchreinerarbeitenDer Fa. Kernle für die Dachabdichtungsarbeiten
  • Herr Lichtenberg, Fa. Lichtenberg, für die Planungsleistungen Statik und Brandschutz
  • Dem Team des Planungsbüros fischer & fey für die Planung und Bauüberwachung der Gesamtmaßnahme
  • Und schließlich nicht zuletzt dem Reinigungsteam der Schule

 

Fotos und Text:

Werner Fischer